1919, nach Ende des Krieges hatten Jakob (Jadek) und Ludwig (Ludek) Degen die Idee zur Gründung eines Kerwevereins in Einhausen. Nach vielen Kriegsjahren sollten die Menschen wieder etwas Spaß und Geselligkeit haben. Zuerst gab es lose Gruppen, die sich teilweise aus der katholischen Jugend heraus gebildet haben. Es gab verschiedene Örtlichkeiten, an denen gebaut wurde. Diese waren z.B. bei Familie Spreitzenbart in der Hauptstraße, bei Familie Hartnagel in der Rheinstraße, bei Familie Gärtner am Marktplatz und bei Familie Schumacher in der Mathildenstraße. Bei all dem Fleiß, der schon damals in die Kerwewagen gesteckt wurde, durfte die Geselligkeit nicht zu kurz kommen. Dabei waren das Gasthaus „Zum Engel“ („Adi“) am Marktplatz und die Gaststätte „Thoma“ in der Waldstraße Herberge für die Kerweburschen. So kamen die Namen der ersten Kerwegruppen zustande. Dies waren die Gruppe „Adi“ und die Gruppe „Thoma“.
In den Anfangsjahren gab es zwei Kerweumzüge. Einen in Großhausen und einen in Kleinhausen. Fast jede Gaststätte hatte einen eigenen Kerwespruch und es wurde ein Kerwekranz aufgehängt und mit Wein geweiht. In den Gaststätten mit Tanzsaal „Zum Engel“, „Zum Römer“, „Zum grünen Wald“ (Thoma Waldstraße), zum „Löwen“ und „Zum Schwan“ fand Tanzmusik mit Musikkapellen statt. Heute haben wir einen Kerweumzug, einen Kerwekranz und einen Kerwespruch. Nach dem Umzug wird der Kranz in Form einer Krone, aus frischen Zweigen, Blumen und Papierbändern am Alten Rathaus vom Kerwevadder aufgehängt. Dieser trägt den Kerwespruch vor und weiht den Kranz. Der Text der Kranzweihe besteht seit Beginn an. Mit dem letzten Hall, durch den Kerwevadder angestimmten, „Wem ist die Käbb – Unser“, beginnt offiziell die Kerwe.
Traditionell zieht am Kerwemontag die Bevölkerung durch die Kneipen, Gaststätten und Straußwirtschaften. So auch die Kerweburschen. Alle tragen sie ihr Gruppenlogo, Gruppe Adi (Engel), Gruppe Chief (Fuchs) und die Gruppe Ladännsche (Schlumpf) auf ihren Pullis und auf ihrer Fahne. Auf diese müssen sie besonders aufpassen. Wird sie von einer anderen Gruppe geschnappt, muss sie ausgelöst werden. An Kerwe stand schon früher eine „Reitschul“, Schiffschaukel und ein Süßigkeitenstand am Platz vor dem Haus in der Waldstraße 1. Als es dann den Juxplatz gab, zog alles dorthin um und es kamen Schausteller dazu.
Die Kerwe oblag in der Organisation damals der Gemeindeverwaltung. Franz Hartnagel, damaliger Bürgermeister (1954 bis 1973), stellte hierfür Gemeindeangestellte ab. Ehrensache war es für die Bevölkerung, Blumenbeete im heimischen Garten anzulegen, die für die Dekoration der Kerwewagen benutzt wurden. Die Feierlichkeit „Kerwe“ richtet sich nach dem Kirchweihfest. Namenspatron der katholischen Kirche in Einhausen ist St. Michael. Der Michaelstag ist der 29. September. Fiel dieser Tag auf einen Donnerstag, Freitag oder Samstag, wurde am drauf folgenden Sonntag die Kerwe gefeiert. Fiel dieser Tag auf einen Sonntag, so wurde an diesem Tag gefeiert. War der 29.09. allerdings ein Montag, Dienstag oder Mittwoch, dann war Kerwe am Sonntag zuvor. Dies sorgte jedoch für Verwirrung. Aus diesem Grund beschloss man 1957 die Kerwe am ersten Sonntag im Oktober zu feiern.
Da viele Orte in der Umgebung eine Königin als Botschafterin ihres Heimatortes hatten, beschloss Franz Hartnagel 1956, dass Einhausen ebenso eine Hoheit bekommen sollte. Katharina Hahn geb. Hiemenz war die erste Einhäuser Kerwekönigin. Anfang der 1970er Jahre schloss das Gasthaus „Thoma“ und die Gruppe wurde „heimatlos“. Schnell fand sich aber eine andere Gaststätte und somit wurde die Gruppe „Chief“ gegründet. Dies war der Spitzname von Valentin Forell mit dem Lokal „Riedperle“ in der Mathildenstraße (heute Dönerladen). Zu dieser Zeit gab es auch die Kerwegruppe „Ost“, beheimatet in der Großhäuser Gaststätte „Zum Löwen“ (Oste Babe). Aus dieser Gruppe heraus enstand die Kerwegruppe „Marie“. Angesiedelt war sie in der Gaststätte Feldschlößchen in der Peterstraße.
Unter dem damaligen 1. Vorsitzenden Gerhard Herd sollte 1976 der Verein ins Vereinsregister aufgenommen werden. Die Mitgliederversammlung zu diesem Beschluss fand in der Gaststätte „Zum Löwen“ („Oste Babe“) in der Hauptstraße statt. Dies war die Geburtsstunde des Vereinsnamens „Verein zur Erhaltung der Tradition 1919 e.V.“ In dieser Sitzung wurden auch die Gruppennamen benannt und die ersten Oberkerweburschen (OKB´s) bestimmt. Anfang der 1990er Jahre gründete sich die Gruppe Ladännsche aus der Gruppe Marie heraus. Später löste sich die Gruppe Marie auf. Über einige Jahre gab es auch die Gruppe Lapplings. Dies war eine Gruppe, bestehend aus Wagenbauern, die aus Lorsch nach Einhausen gezogen waren.
Aktuell haben wir drei Kerwegruppen mit ihren OKB´s. Gruppe Adi, Gruppe Chief und Gruppe Ladännsche. Zur Gruppe Adi gehört noch die Gruppe Adi AH. Die drei Kerwegruppen bauen seit 1996 die Kerwewagen in der vereinseigenen Halle Außerhalb. Dort startet jährlich ab dem 1. August die etwa achtwöchige Bauzeit. Im Vorfeld stellt der Oberkerwebursch jeder Gruppe die Bauvorschläge in Form einer Zeichnung vor. Der Vorstand stimmt über den Bau des Wagens ab. Die Themen der Kerwewagen reichen von lokalen Ereignissen über politische Themen und Zeitgeschehen. Für die Erstellung der Kerwewagen werden im Schnitt 1,5 Kilometer Dachlatten, zehn Rollen Maschendraht, drei große Rollen Papier, zehn große Eimer weiße Farbe und 35 kleine Eimer bunte Farbe benötigt.
Der Einhäuser Kerweumzug ist bis weit über die Grenzen Einhausens bekannt und zieht jedes Jahr viele Besucher an. Er zählt über 50 Startnummern und zieht sich ca. 2,5 km durch Einhausen. Moderiert wird der Umzug an der Ehrentribüne, gegenüber dem Alten Rathaus, an dem auch der Kerwespruch stattfindet und der Kerwekranz aufgehängt wird. Das „Fest der Feste“, wie die Kerwe auch genannt wird, wird über zwei Wochenenden gefeiert. Dazu hissen die Bewohner Einhausens die „Giggelsfahne“, deren Giggelskopf vor vielen Jahrzehnten von Franz Josef Glanzner gestaltet wurde. Auch zu anderen Festen und familiären Ereignissen wird sie gerne aufgehängt und kann beim VzEdT erworben werden.
Am 11.11. startet der Verein die Fastnachtskampagne. Somit wird die Kerwe beerdigt. Der Kerwekranz, der bis dahin am Alten Rathaus hing, wird abgehängt. Der Trauerzug, bestehend aus den Kerweburschen, Kerwemädchen und Vereinsmitgliedern, zieht mit Fackeln und einer kleinen Musikkapelle auf einen Platz, auf dem der Kranz nach einer Trauerrede entzündet wird. Dort verklingt zum letzten Mal der Ruf „Wem war die Käbb – Unser“.